Schon die Ankunft an der Synagoge war für viele Schülerinnen und Schüler mit einer Überraschung verbunden. Warum steht vor dem Eingangstor eine Polizeistreife und warum war die erste Person, die uns begrüßte, ein Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma? Als Neustädter weiß man vielleicht vom jüdischen Friedhof in Diespeck – aber jüdisches Leben in Deutschland begegnet einem meist nur in den größeren Städten, in denen es ein lebendiges jüdisches Gemeindeleben gibt. Dass zu diesem Leben bedauerlicherweise auch seit Jahren stets die Gefahr eines antisemitischen Anschlags gehört, wurde für die Schülerinnen und Schüler erst in diesem Moment der direkt wahrnehmbaren Sicherheitsvorkehrungen sicht- und spürbar.
Nach der Einlasskontrolle ging es direkt zur Synagoge, wo wir von Rabbiner Steven Langnas freundlichst begrüßt. Zunächst erzählte er, wie er, eigentlich aus New York stammend, über München nach Nürnberg gekommen und dort zum Rabbiner der Gemeinde geworden war. In einem kleinen Exkurs erfuhren die Schülerinnen und Schüler auch von der Geschichte der Nürnberger Juden und ihrer Synagoge, die einst dort gestanden hatte, wo sich heute die Liebfrauenkirche befindet. Anschließend erläuterte er die Einrichtung einer Synagoge und den Ablauf eines Gottesdienstes am „Schabbes“. Eine alte, „ausgediente“ Tora-Rolle durfte in diesem Zusammenhang auch direkt in die Hand genommen und genauer betrachtet werden.
Zuletzt gab es natürlich auch die Gelegenheit Fragen zu stellen, z. B. nach der Rolle von Frauen im Judentum, denen, so erfuhr man, tatsächlich eine spirituell größere Nähe zu G’tt zugesprochen wird, weswegen sie in den Familien für die Pflege der religiösen Traditionen und die religiöse Erziehung der Kinder zuständig sind.
Mit einem eindringlichen Appell des Rabbiners an die „lieben Freunde“, im Miteinander von Kulturen und Religionen Toleranz und Gesprächsbereitschaft zu zeigen, zumal die Jugend die Zukunft in der Hand hätte, endete der gut einstündige Besuch der Synagoge.