Medienpädagogische Eltern-Lehrkräfte-Fortbildung: Der Influencer als Freund – parasoziale Beziehungen in social media

Die gemeinsame Eltern-Lehrkräfte-Fortbildung von Gymnasium und Realschule lockte im Januar 2024 fast 100 Zuhörer ins Pädagogische Zentrum des Schulzentrums Neustadt a. d. Aisch.
Es wurde kritisch beleuchtet, welche Rolle Influencer im Leben von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen so spielen: YouTube, Instagram, WhatsApp, TikTok, Snapchat und Co – die sozialen Medien haben sich zu einem zweiten Lebensraum entwickelt, der aus dem Alltag vieler Kinder und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken ist.

Der Referent, Thomas Bittner-Brehm (Experten- und Referentennetzwerk Digitale Bildung), zeigte anhand von aktuellen Beispielen auf, dass social media auch viele positive Seiten für die Persönlichkeitsentwicklung hat: Gerade Jugendliche, die sich oftmals nicht wohl in ihrem Körper fühlen, die alleine sind, können über die sozialen Medien Gleichgesinnte finden.

Bedenklich ist jedoch, dass mehr Jugendliche auf die Kommentare ihrer YouTube-Stars zu Nachrichten oder zum Alltagsleben hören, als dass sie selbst Nachrichten lesen bzw. sehen. Nicht wenige Schüler entwickeln zu ihren Internet-Idolen eine pseudo-freundschaftliche Beziehung, von der sie sich in ihren Entscheidungen beeinflussen lassen. 
Sie folgen ihnen auf allen sozialen Medienkanälen und kommentieren ihre Beiträge. Allerdings antworten die Internet-„Freunde“ nicht, denn sie sind primär daran interessiert, durch scheinbar persönliche Informationen die Anzahl ihrer Follower zu erhöhen. Dadurch erzielen sie größere Werbe-Einkommen. Vom „Tellerwäscher“ zum Multimillionär – solche Erfolgsstories blenden Kinder und Jugendliche, sodass viele Schüler:innen in der Mittelstufe als Berufswunsch „Influencer“ angeben, weil sie hoffen, reich und erfolgreich zu werden.
Gefährlich wird diese pseudo-freundschaftliche Beziehung dann, wenn es um politische Einflussnahme bis hin zu radikaleren Ansichten geht. 
Aber auch beim sog. „Sexting“ werden von den Tätern klare Grenzen überschritten und Rechte verletzt.

Es folgte eine lebhafte Diskussion mit dem Referenten, den Schulpsychologinnen des Gymnasiums, Maria Wünsche, und der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule, Laura Fumy, sowie der Leiterin unserer Medientutoren, Dr. Melanie Nerding. Fazit: Man kann (und sollte) Kinder von social media nicht fernhalten. Aber es gilt die Kinder an diese Medien schrittweise heranzuführen, klare rechtliche Grenzen deutlich zu machen und zu wahren.
Auch das problematische Verhalten in Klassenchats liegt vielen Eltern schwer im Magen. Hier berichten beide Schulen, dass es notwendig ist, Kinder auf diese Bereiche gut vorzubereiten, auch durch medienpädagogisches Arbeiten in den Klassen.

Am Friedrich-Alexander-Gymnasium Neustadt a. d. Aisch gibt es für jede Jgst. ein Medienkonzept. In dessen Rahmen schulen die Medientutoren höherer Jgst. die Jüngeren zum richtigen Umgang mit Medien, dazu gibt es Projekttage, auch in Kooperation mit dem BayernLab Neustadt a. d. Aisch.