Wie geht eigentlich „interreligiöses Lernen“? Lange Zeit wurde im christlichen Religionsunterricht mit Blick auf Islam, Judentum oder Buddhismus von „Fremdreligionen“ gesprochen. Schon die Wahl des Begriffs und der Fokus auf das reine Informieren der Schülerinnen und Schüler über Lehrinhalte und Riten zeigt die distanzierte Perspektive, die hier eingenommen wurde. Gesellschaftliche Entwicklungen und der zunehmende religiöse Pluralismus machten andere Zugänge notwendig. Aus dem Unterricht über „Fremdreligionen“ wurde das „interreligiöse Lernen“. Und auch hier ist die Wortwahl Programm: Es geht darum, miteinander, ja voneinander zu lernen, idealerweise in der Begegnung und im Gespräch. Weiterhin ist auch das Vermitteln von grundlegendem Wissen über nichtchristliche Religionen wichtig, aber darüber hinaus geht es auch um die Fähigkeit zum Perspektivwechsel, den Abbau von Vorurteilen und ebenso die Festigung des eigenen religiösen Standpunkts.
Nur folgerichtig ist es daher, dass das FAG schon seit einigen Jahren mit den 7. Klassen eine Moschee besucht, um den Islam ganz konkret in der direkten Begegnung vor Ort kennenzulernen. Was durch die Corona-Pandemie pausieren musste, wurde in diesem Jahr wieder aufgenommen und ist nun auch fest im Exkursionsprogramm unserer Schule integriert. Am 7. Februar 2023 machte sich somit die gesamte 7. Jahrgangsstufe auf nach Erlangen, um dort die Friedensmoschee zu besuchen. Neben einer grundsätzlichen Einführung in die Bedeutung einer Moschee als Ort des Gebets und in die „fünf Säulen“ des Islams wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Religionen im Gespräch deutlich. Darüber hinaus war Raum für allerlei Fragen, die den Schülerinnen und Schülern unter den Nägeln brannten: Warum muss man in der Moschee die Schuhe ausziehen? Warum müssen unsere Schülerinnen beim Besuch kein Kopftuch tragen? …
Parallel hatten wir die Gelegenheit, die direkt gegenüberliegende evangelisch-freikirchliche Baptistengemeinde zu besuchen. Hier erfuhren wir, wie eine Gemeinde funktioniert, die keine Kirchensteuern einzieht, sondern sich allein aus Spenden finanziert. Uns wurde das Taufbecken gezeigt und erläutert, was die sog. „Gläubigentaufe“ – die bewusste Entscheidung des Taufenden für seine Taufe ist ein Merkmal der Baptisten – von der Kindertaufe unterscheidet. Ebenso konnten wir das erst vor Kurzem fertig gestellte erweiterte Gemeindehaus bewundern.
Alles in allem eine mit vielen Informationen und Eindrücken gefüllte Exkursion!